In der 1916 erbauten Kirche befand sich zunächst ein zweimanualiges Harmonium.
Im Jahr 1925 konnte eine Kleinorgel angeschafft werden, über die heute nichts mehr bekannt ist. 1934 wurde von der damaligen Firma Franz Steirer, Bietigheim (später Steirer-Stahl) eine Orgel mit 13 Registern auf pneumatischen Kegelladen eingebaut.
1953 musste die Kirche erweitert werden. Dabei wurde auch die Orgel um einige Register vergrößert. Der Prospekt erhielt zusätzliche Felder mit Holzpfeifen. 1961 wurde der Kirchenraum erneut umgestaltet. Dabei wurde die Orgel um ein weiteres Register ergänzt und erhielt ihr heutiges Äußeres. Sie verfügte damit über 24 Register.
Im Laufe der sechziger Jahre verschlechterte sich der Zustand des Instrumentes immer mehr. In einem Brief an die Kirchenverwaltung beklagte der damalige Vorsteher der Gemeinde, Gemeindeältester Paul Saur, "Mäusebefall, Heuler, Versagen einzelner Töne und ganzer Register und zeitversetzte Ansprache verschiedener Register". Nach anfänglichen Überlegungen, die Orgel nur mit geringstmöglichem Aufwand spielbar zu erhalten und sie ggf. durch ein elektronisches Instrument zu ersetzen, entschloss man sich zu einer grundlegenden Überarbeitung des Instrumentes.
So wurde die Orgel 1971 vollständig abgetragen, mit neuen Schleifladen für die Manuale (außer Prinzipal 8') und einem neuen Spieltisch versehen und im Klangbild verändert. Während die Orgel bis dahin noch spätromantische Züge aufwies, wurde nun ein dem Zeitgeschmack entsprechender, an barocken Vorbildern orientierter Klang angestrebt. Bereits 1961 war in einer Notiz, die wahrscheinlich aus der Hand des damaligen Orgelsachverständigen H. Habermaier stammt, in diesem Sinne vorgeschlagen worden: "Aeoline und Celesta, zwei völlig wertlose Register, könnte man hinauswerfen und dafür ein Krummhorn 8' einbauen!" Bei diesem Umbau wurden auch die bislang außerhalb der Kirche in Holzverschlägen untergebrachten Gebläsemotoren durch neue Motoren im Inneren der Orgel ersetzt. Die nachfolgende Übersicht zeigt die Disposition vor dem Umbau und den Verbleib der Register.
Disposition vor Umbau
Verwendung nach Umbau
1. Manual
Quintade 16'
wird Quintade 8' Pedal, 16'-Pfeifen Prospekt rechts stumm
Prinzipal 8'
bleibt
Bourdon 8'
bleibt (originale Oberlabien in Korpusrundung, nicht eingedrückt!)
Flöte 8'
wird Nachthorn 4' Oberwerk
Gamba 8'
entfernt
Oktave 4'
wird teilweise Choralbaß 4' Pedal, teilweise Prospekt links und rechts (stumm)
Rohrflöte 4'
ersetzt durch neue Rohrflöte 4'
Waldflöte 2'
bleibt (ursprünglich Quinte 2 2/3')
Mixtur 4f.
ersetzt durch neue Mixtur
Trompete 8'
bleibt
2. Manual
Geigenprinzipal 8'
wird teilweise Choralbaß 4' Pedal, einzelne Pfeifen Prospekt links (stumm)
Portunalflöte 8'
entfernt
Aeoline 8'
entfernt
Celesta 8'
entfernt
Prinzipal 4'
bleibt teilweise, teilweise Prospekt links (stumm)
Traversflöte 4'
entfernt
Oktave 2'
bleibt
Zimbel 3f.
bleibt
Schwellkasten
entfernt
Pedal
Subbaß 16'
bleibt
Quintade 16' (Transmission aus
1. Manual)
siehe oben
Oktavbaß 8'
bleibt
Cello 8'
entfernt
Oktave 4'
Prospekt links (stumm)
Posaune 16'
bleibt
Nach dem Umbau verfügte die Orgel noch über 19 Register. Neu gebaut wurden für das Hauptwerk (1. Manual) Oktave 4', Rohrflöte 4', Mixtur 2' 4-5f. und für das Oberwerk (2. Manual) Holzgedeckt 8', Gemsquinte 1 1/3' und Oboe 8'. Außer dem noch verwendeten Material verblieben im Prospekt nicht mehr genutzte Pfeifen von fünf Registern.
1972 und 1976 wurden Instandsetzungen nach Wasserschäden erforderlich. 1987 erfolgte eine Ausreinigung, technische Überholung und Nachintonation. Das Oberwerk wurde um ein Salizional 8’ erweitert. Der Tremulant für das Oberwerk, für den bereits seit 1971 ein Druckknopf im Spieltisch vorhanden war, wurde bei diesen Arbeiten ebenfalls hinzugefügt.
Seit 1993 wurde das Instrument von der Firma Hehl Orgelbau, Murr, gestimmt und gewartet. 1995 konnte durch den Einbau eines Schwellkastens für das zweite Manual, Neuintonation etlicher Register, Geräuschdämmung der Gebläsemotoren und technische Verbesserungen eine wesentliche Aufwertung des Instrumentes insbesondere im Hinblick auf den Gebrauch im Gottesdienst erreicht werden.
Dennoch blieb der Klang des Instrumentes aufgrund der zahlreichen Erweiterungen inhomogen. Außerdem war die Traktur veraltet und teilweise am Ende ihrer Lebensdauer angelangt. Mit der Entscheidung zum Bau einer neuen Kirche waren deshalb auch die Tage der Orgel gezählt. Nach Anfragen bei mehreren Orgelbauern erhielt die Firma „Freiburger Orgelbau Hartwig und Tilmann Späth“ den Auftrag zum Bau eines neuen Instrumentes unter weitgehender Verwendung vorhandener Teile.
Am 23. September 2012 fand der letzte Gottesdienst in der „alten“ Kirche statt. Die Orgel verabschiedete sich mit dem Präludium G-Dur BWV 541 von Johann Sebastian Bach, gespielt von Jens Köhnlein. Bereits an den darauf folgenden zwei Tagen wurde die Orgel von der Firma Späth abgebaut und in deren Werkstatt in March-Hugstetten eingelagert.
Disposition der Orgel seit 1971 bis zum Abbau 2012
Hauptwerk (Manual I)
Oberwerk (Manual II) (ab 1995 Schwellwerk)
Prinzipal 8'
Holzgedeckt 8'
Bourdon 8'
Salizional 8' (ab 1987)
Oktave 4'
Prinzipal 4'
Rohrflöte 4'
Nachthorn 4’ (1995 Umarbeitung zu Blockflöte 4')
Waldflöte 2'
Oktave 2'
Mixtur 4-5f. 2'
Gemsquinte 1 1/3'
Trompete 8'
Zimbel 3f. 1/4'
Oboe 8'
Tremulant (ab 1987)
Pedal
Spielhilfen
Subbaß 16'
Koppeln II/I, I/P, II/P
Oktavbaß 8'
2 Freie Kombinationen
Quintade 8'
3 Feste Kombinationen (Vorpleno, Pleno, Tutti)
Choralbaß 4'
Registerwalze
Posaune 16'
Traktursystem: elektrische Schleifladen (Manualwerke außer Prinzipal 8'), elektropneumatische Kegelladen (Flachventilladen) (Pedal und Prinzipal 8')