»Ich freue mich, Sie zu diesem nicht alltäglichen Festakt begrüßen zu können«, richtete sich der Vorsteher der Gemeinde Bad Cannstatt, Hirte Manfred Keim, an die vielen Besucher, die sich am Abend des Palmsonntags in der neu erbauten Kirche in der Bad Cannstatter Dennerstraße versammelt hatten.
Neben den Baubeteiligten, Nachbarn und Gemeindemitgliedern befanden sich unter den Festgästen auch Vertreter der Stadt Stuttgart sowie der Katholischen und der Evangelischen Kirche.
Die musikalische Mitgestaltung des Festakts erfolgte auf hohem Niveau durch den gemischten Chor, Instrumentalisten und die Orgel. Wie aus dem
Programm zu entnehmen ist, boten die Beiträge einen Streifzug durch mehrere Epochen vom Barock bis zur Neuzeit.
An die erste Stelle in seiner Festansprache stellte Apostel Jürgen Loy den Dank an Gott und brachte seine Freude darüber zum Ausdruck, dass nach einer Entwicklungszeit, die von der ersten Überlegung bis zur Fertigstellung rund 15 Jahre gedauert habe, jetzt der neue Raum erfahren werden könne. Der Einzug in das neue Gebäude an einem Palmsonntag habe Symbolkraft, so der Apostel weiter. Der Neubau sei seines Wissens das am sorgfältigsten untersuchte und geplante Projekt der Gebietskirche. Nach zahllosen Standortuntersuchungen habe die Kirchenleitung 2009 entschieden, den Neubau trotz der großen Herausforderungen am bisherigen Standort zu verwirklichen. Mit dem Oval habe der Architekt eine Meisterleistung geschaffen, die den sakralen Charakter des Gebäudes betone, ohne an die Nachbarbebauung anzustoßen, erläuterte der Apostel. Daneben solle auch der bewusst ohne Umzäunung gestaltete Kirchengarten zum Nachdenken und Innehalten einladen und einen Beitrag leisten, damit die Welt friedlicher werde.
Mit dem Dank an den Architekten Jochen Uhlmann vom Büro Mühleisen und Partner aus Stuttgart, die Abteilung Bau und Unterhalt der Kirchenverwaltung, Behörden und Bauhandwerker, die Orgelbaufirma Späth aus Freiburg und die Gemeindemitglieder schloss der Apostel seine Rede und ermunterte die Versammelten dazu, das Einende und Verbindende zu anderen Kirchen in den Vordergrund zu stellen.
Der Bezirksvorsteher von Bad Cannstatt, Herr Bernd-Marcel Löffler, überbrachte das Grußwort der Stadt Stuttgart. Er hatte extra seinen Urlaub abgekürzt, um sein anlässlich des Baustellenfestes gegebenes Versprechen einzuhalten, auch bei der Weihe dabei zu sein. Er führte unter anderem aus, dass er den Prozess der Zusammenlegung der Gemeinden von Neugereut und Bad Cannstatt als beispielhaft wahrgenommen habe. Dann brachte er den Wunsch zum Ausdruck, dass der Neubau ein Ort des Innehaltens und des Friedens sein möge und wünschte der Gemeinde eine wunderbare Zukunft.
Das Grußwort der Evangelischen Kirche sprach Dekan Eckart Schultz-Berg. Als Geschenk überreichte er dem Vorsteher der Gemeinde ein Apfelbäumchen der robusten und lagerfähigen Sorte »Brettacher« und nahm dabei Bezug auf den Ausspruch, der Martin Luther zugeschrieben wird: »Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.« Er beglückwünschte die Gemeinde zu dem gelungenen Bau und brachte die Hoffnung zum Ausdruck, dass er ein Ort der Begegnung werden möge.
Seitens der Katholischen Kirche übermittelte der stellvertretende Stadtdekan, Monsignore Oliver Lahl, das Grußwort, in dem er unter anderem seine Freude darüber ausdrückte, dass es heute möglich sei, dass ein Geistlicher einer anderen christlichen Kirche hierzu die Gelegenheit habe. Als Gastgeschenk hatte er - passend zum Palmsonntag - einen Palmzweig mitgebracht. Er betonte, dass es in der heutigen Zeit besonders wichtig sei, heilige Orte zu haben, an denen die Botschaft von der Auferstehung Jesu gepredigt und geglaubt werde.
Nachdem Hirte Keim die von der Freiburger Orgelbaufirma Späth neu aufgebaute Pfeifenorgel mit ihrer spätromantischen Disposition beschrieben hatte, erklang das Instrument in beeindruckender Weise mit Variationen des Spirituals »Amazing Grace«. Am Spieltisch saß der Orgelsachverständige Andreas Ostheimer, der es verstand, die zur Verfügung stehenden Registrierungen wohldosiert einzusetzen.
Apostel Loy bat den Apostel Volker Kühnle aus dem Bereich Nürtingen um die abschließende Ansprache. Darin ermunterte dieser die Versammelten, frohgemut auf dem Weg der Christen weiter zu gehen und miteinander über Unterschiede zu reden, damit sie zu Gemeinsamkeiten würden. Schließlich forderte er die Zuhörer auf, sich wie Friedrich von Bodelschwingh als »fröhliche Handlanger Gottes« zu sehen.
Beim anschließenden Imbiss ergaben sich zahlreiche interessante Gespräche. Auch wurde die Gelegenheit genutzt, die Räumlichkeiten zu besichtigen und auf sich wirken zu lassen.