Im Veielbrunnenweg 62 versammelten sich am Mittwochvormittag viele Personen zu einem besonderen Anlass: vor dem genannten Gebäude wurde ein Gedenkstein, ein sogenannter Stolperstein, verlegt.
Die Aktivität erfolgte in Erinnerung an den Glaubensbruder Christian Weber, Mitglied der neuapostolischen Kirchengemeinde Bad Cannstatt, der bis November 1933 in diesem Gebäude wohnte. Im Jahr 1940, im Alter von 40 Jahren, wurde er jedoch im Rahmen der „Aktion T4“ in der Tötungsanstalt Grafeneck ermordet.
An dieser traurigen, aber gleichwohl wichtigen Aktion nahmen einige der aktuell im Gebäude wohnenden Personen sowie Nachbarn und auch Mitglieder der neuapostolischen Kirchengemeinde Bad Cannstatt teil. Ein kleiner Chor verlieh der Veranstaltung durch passende musikalische Einlagen eine besondere Atmosphäre.
Durch zu Herzen gehende Wortbeiträge von Bezirksvorsteher Manfred Keim, von Wolfgang Oehler (Bezirksältester i.R.) und auch von Herrn Schulze als Vertreter der Initiative Pro Alt Cannstatt e.V. wurde an das Leben des gewaltsam getöteten Christian Weber, aber auch an alle Menschen erinnert, die in der damaligen Zeit auf schreckliche Weise zu Tode gebracht wurden. Herr Schulze berichtete sehr ergreifend, dass seine Urgroßmutter durch das damalige Euthanasieprogramm ebenfalls Ihr Leben lassen musste.
Die Aktion „Verlegung von Stolpersteinen“ will insbesondere sicherstellen, dass das seinerzeitige Morden vieler Menschen nicht vergessen wird. Es ist und bleibt in seiner Dimension ein nicht zu begreifendes Unrecht!
Initiator des Projekts Stolpersteine ist der wiederholt ausgezeichnete Künstler Gunter Demnig. Er hatte die Idee, an die Opfer des Euthanasie-Verbrechens jeweils dort zu erinnern, wo sie zuletzt gewohnt hatten. Er ließ und lässt sich dabei von dem Gedanken leiten:
„Ein Mensch ist erst dann vergessen, wenn sein Name vergessen ist”.
Die Aktion in ihrer Gesamtheit soll – so sinngemäß Wolfgang Oehler in seinem Wortbeitrag – dazu dienen, darauf zu achten, dass derart schreckliches Unrecht sich nicht wiederholen darf. Wolfgang Oehler sprach im Anschluss an seine Ausführungen auch ein kurzes Gebet zum Gedenken an Christian Weber, aber auch zum Gedenken an alle Menschen, die weltweit unter Bedrängnissen, bis hin zum Tode, leiden mussten und auch heute – leider! – noch leiden müssen.
Die Verlegung des Stolpersteins erfolgte in Zusammenarbeit zwischen der Neuapostolischen Kirche, der Stolpersteininitiative Feuerbach und Pro Alt-Cannstatt e.V.
Beitrag: CD