Die Gemeinde Stuttgart-Bad Cannstatt freute sich, am letzten Oktobersonntag, 30. Oktober 2022, Gottesdienst mit Apostel Jürgen Loy zu feiern, dem Leiter des Apostelbereichs Stuttgart, zu welchem der Kirchenbezirk Stuttgart-Bad Cannstatt gehört.
Glaubensgeschwister, die nicht am Gottesdienst in der schönen Kirche in der Dennerstraße dabeisein konnten, hatten die Möglichkeit, via Internet-Livestream oder Telefonübertragung zu Hause teilzunehmen.
Biblische Grundlage für die Wortverkündigung war Psalm 139, Vers 16:
„Deine Augen sahen mich, da ich noch nicht bereitet war, und alle Tage waren in dein Buch geschrieben, die noch werden sollten und von denen keiner da war.“
Zu einem Predigtbeitrag rief der Apostel den Vorsteher des Kirchenbezirks, Bezirksevangelist Manfred Keim.
Die Macht der Liebe Gottes erfahren
Das vor 40 Jahren gegründete Orchester des Kirchenbezirks hatte infolge der Corona-Schutzmaßnahmen längere Zeit pausiert. Nun kam es zur musikalischen Mitgestaltung des Gottesdienstes – neben Orgel und Klavier – erstmals wieder zum Einsatz. Mit schönen Musikstücken und Kirchenliedern stimmten die Instrumentalistinnen und Instrumentalisten schon vor Beginn die Gemeinde auf den Gottesdienst ein.
Vor der Wortverkündigung trugen sie das Lied vor: „Ich bete an die Macht der Liebe, die sich in Jesu offenbart“ (Text: Gerhard Tersteegen, 1697-1769, Melodie: Dimitri Stepanowitsch Bortnjansky, 1751-1825).
Von dem Lied schlug der Apostel den Bogen zu Psalm 139, welcher vom allwissenden, allgegenwärtigen Gott handelt: „Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir“ (Vers 5). Diese Gewissheit möchten alle im Herzen tragen, wünschte der Apostel und hob hervor, dass Gottes Wesen Liebe ist. „Gottes Liebe ist auch für dich da! Gottes Liebe trägt auch dich.“ Gottes Liebe lasse sich vielfältig erfahren, insbesondere auch in der Feier der Sakramente.
Der 16. Vers des Psalms eröffne, so der Apostel im Fortgang der Wortverkündigung, „eine weitere Dimension“, denn der Psalmist beschreibe, dass Gott unabhängig von Zeit und Raum sei. Gott, der Allwissende und Allgegenwärtige, sehe den Menschen ganz; er kenne die Vergangenheit und was in der Zukunft für den Einzelnen enthalten sei. Jeder dürfe sich in seiner Situation gewiss sein: „Gott ist da in meinem Leben!“ und sich in der Liebe und in der Barmherzigkeit Gottes geborgen fühlen.
Die Macht der Liebe Gottes hat keinen Zwang, dies war ein zentraler Gedanke.
Gegen das Vergessen
Auch unterstrich der Apostel, dass bei Gott niemand vergessen ist. Dabei verwies er auf den Gottesdienst, der am ersten Sonntag im November gefeiert wird. Dieser Gottesdienst ist dem Gedenken an die Entschlafenen gewidmet und wird in der Glaubensgewissheit gefeiert, dass Gottes Liebe allen Menschen gilt, Lebenden und Toten, und dass niemand vom Heil in Jesus Christus ausgeschlossen ist.
Im Zusammenhang mit dem bevorstehenden Gottesdienst am 6. November erwähnte der Apostel eine jüngst erfolgte „Stolperstein“-Verlegung in Bad Cannstatt. „Stolpersteine“ sind Betonwürfel mit einer beschrifteten Messingplatte an der Oberseite, die der Künstler Gunter Demnig gegen das Vergessen des furchtbaren Leides von Menschen verlegt, die in der Zeit der NS-Diktatur deportiert und ermordet oder in den Suizid getrieben wurden. Die „Stolpersteine“ werden als Mahnmal vor dem letzten frei gewählten Wohnhaus des NS-Opfers auffällig in den Wegbelag eingefügt, auf der Messingplatte stehen Name, Geburtsjahr und Todesjahr.
Ein solcher „Stolperstein“ wurde am 19. Oktober 2022 im Veielbrunnenweg in Bad Cannstatt zum Gedenken an Christian Weber verlegt. Christian Weber, Mitglied der neuapostolischen Gemeinde Stuttgart-Bad Cannstatt, war 1940 in der Tötungsanstalt Grafeneck ermordet worden.
Feier zweier Sakramente
In dem Gottesdienst wurden die Sakramente Heilige Versiegelung und Heiliges Abendmahl gefeiert.
Das Sakrament der Heiligen Versiegelung, bei welcher der Heilige Geist als Gabe gespendet wird, spendete der Apostel drei Kleinkindern.
Die heilige Handlung leitete das Orchester mit dem Lied ein: „Näher, noch näher, fest an dein Herz, ziehe mich Jesus in Freude und Schmerz“ (neuapostolisches Chorbuch Nr. 117). In seiner Ansprache vor der Sakramentsspendung erinnerte der Apostel unter anderem an die im Matthäus-, Markus- und Lukas-Evangelium geschilderte Begebenheit, als man Kinder zu Jesus brachte, damit er sie segnete. Seinen Jüngern, welche dies nicht dulden wollten, rief Jesus zu: „Lasset die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht, denn solchen gehört das Reich Gottes“.
Zur anschließenden Feier des Heiligen Abendmahls war die gesamte Gemeinde eingeladen. Dieses Sakrament bedeutet die innigste Gemeinschaft mit dem auferstandenen Christus. Im Unterschied zu den Sakramenten der Wassertaufe und Versiegelung, die man einmal im Leben empfängt, wird das Heilige Abendmahl in jedem Gottesdienst gefeiert.
Bericht: SR/HH
Bilder: SL