Am 9. November 1918 wandelte sich Deutschland von einer Monarchie in eine Demokratie. Am 9. November 1989 fiel die Berliner Mauer. Und am 9. November 2022 feierte Bischof Matthias Grauer einen Gottesdienst in Remseck, in dem es ebenfalls um eine grundlegende Veränderung ging.
Mit abwechslungsreichen Vorträgen von Chor, Orchester und Orgel bzw. Klavier wurden die an diesem Mittwochabend in der neuapostolischen Kirchengemeinde Remseck eintreffenden Gottesdienstbesucher auf die Predigt eingestimmt. Auch das von der versammelten Gemeinde eingangs gesungene Lied »Herzenskündiger« – gedichtet von Carl Johann Philipp Spitta (1801-1859), komponiert von Adam Drese (1620-1701) – trug zu einer Atmosphäre freudiger Erwartung bei.
Als Grundlage für seine Predigt verwendete der Bischof Epheser 4, 23.24: »Erneuert euch aber in eurem Geist und Sinn und zieht den neuen Menschen an, der nach Gott geschaffen ist in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit.«
Gleich zu Beginn seiner Wortverkündigung brachte er nachdrücklich die Bitte vor: »Herr, ändere mich!«. Dazu schilderte er die Situation, wenn sich zwei Menschen seit längerer Zeit wieder begegnen. Die Aussage: »Du hast dich überhaupt nicht verändert« werde dabei gerne als Kompliment betrachtet. Bezogen auf die Entwicklung im Glauben sei dies jedoch nicht wünschenswert. Es müsse – ganz im Gegenteil – eine Veränderung wahrnehmbar sein. Laut der vorgelesenen Bibelstelle sei es dem Apostel Paulus ein Anliegen gewesen, dass sich die Gläubigen vom alten Menschen, der ferne von Gott ist, hin zum neuen Menschen entwickelten, der Christus annimmt und gemäß seinem Evangelium lebt. Das gelte auch heute für die Christen, so Bischof Grauer.
Im Weiteren sprach er unter anderem davon, dass sich dieser Prozess nicht schleichend und von alleine vollziehe, er erfordere vielmehr die aktive Mitwirkung des Menschen. Der Bischof ermunterte daher die Zuhörer zu prüfen, ob und wie sie sich im Verlauf der letzten Zeit verändert hätten.
Bezug nehmend auf die im Bibelwort genannte Gerechtigkeit verwies der Bischof auf das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg (vgl. Matthäus 20, 1-16). Derjenige, der lieber zehn Stunden für den Herrn etwas tun wolle, und nicht nach neun Stunden Müßiggang bloß noch eine Stunde für ihn übrig habe, habe das göttliche Verständnis von Gerechtigkeit begriffen, erläuterte der Bischof.
Um weitere Predigtbeiträge bat er den Gemeindevorsteher, Evangelist Georg Kowarsch, sowie den Bezirksvorsteher, Bezirksevangelist Manfred Keim. Sie unterstrichen die Aussagen des Bischofs, indem sie betonten, dass der neue Mensch nicht von außen übergestülpt werde, sondern sich von innen heraus entwickeln müsse.
In der Überleitung auf die Verkündigung der Sündenvergebung und die Feier des Heiligen Abendmahls zitierte Bischof Grauer aus Johannes 17,19. Dort spricht Jesus davon, dass er sich selbst für die Seinen heilige, damit auch sie in der Wahrheit geheiligt seien.
Den treffenden musikalischen Schlusspunkt setzte der gemischte Chor mit dem Lied »Ich glaube fest, dass alles anders wird« von Martin Bogdahn (*1936) nach einem Lied aus El Salvador.
Im Anschluss an den Gottesdienst blieb der Bischof noch eine ganze Weile im Foyer. Dort unterhielt er sich in entspannter Atmosphäre bei Snacks und Getränken mit vielen der Gottesdienstbesucher. So wird dieser 9. November bei allen Anwesenden in guter Erinnerung bleiben.
Bericht: DB
Bilder: DB