(12.09.2014) Jugend und Tradition – passt das zusammen? Logisch: im MAM -Kalender taucht schon seit vielen Jahren traditionell immer pünktlich zum Ende der Sommerferien die Bergwanderung auf.
Dieses Jahr ging es sogar auf über 3.000 m hinauf! Also ganz und gar keine schlappe Gruppe, deren Teilnehmer sich trotz ungünstiger Wetteraussichten samt prall gefülltem Rucksack entweder als „Wiederholungstäter“ oder als „Neuling“ morgens um acht zum Treffpunkt nach Waiblingen aufmachten!
Auf der Autobahn nützten die Mitfahrer die Zeit für ein Schläfchen, wurden aber nach kaum 100 Kilometern dank einer weiteren Tradition jäh geweckt. Tüten raschelten, die Klinge eines Taschenmessers blitzte im Morgenlicht und mit fachmännischer Präzision wurden mindestens sieben Kilo Äpfel geschnitzt und sogleich den Sportlern verabreicht. Ein edler Spender sorgte in bester Tradition für die Vitaminbombe als völlig legales Doping.
Im idyllisch gelegenen Örtchen Umhausen endete der gemütliche Teil der Reise, als Flip-Flops in klobige Bergstiefel eingetauscht und Rucksäcke auf Rücken geschnallt wurden, die schon allein vom Anblick derselben schmerzten. Der zunächst noch breite Weg wurde immer schmaler und steiler, wogegen die Außentemperatur konstant garstig blieb. Nach zweieinhalb Stunden kam die Frischmannhütte, in der die erste Übernachtung geplant war, in Sicht. Eine heiße Dusche weckte die Lebensgeister wieder, danach begann der gemütliche Teil des Abends, bei dem die nächste Tradition nicht fehlen durfte: Kaiserschmarren aus der Gemeinschaftspfanne mit mindestens einem Dutzend Gabeln!
Geschmälert wurde das Wohlgefühl nur durch den Blick aus dem Fenster auf den Schnee, der sich sachte auf die noch grüne Septemberbergwelt legte. Es stellte sich die bange Frage, wie das Wetter am nächsten Tag werden würde, denn auch die Wettervorhersage verhieß nichts Gutes. Nachdem Stoßgebete emporgeschickt worden waren, rief der Nervenstärkste den Wirt der nächsten Hütte an. Der gab als erfahrener Wetterbeobachter grünes Licht, riet aber dazu, sehr früh am nächsten Morgen aufzubrechen. Er hatte mit einer Absage gerechnet und freute sich daher umso mehr auf seine Gäste.
Um 6:30 Uhr am nächsten Morgen setzten sich die Wanderer in Bandwurm-Formation nach einer kurzen, aber inhaltsreichen Morgenandacht unter freiem Himmel bei trockenem Wetter in Bewegung. Die frisch verschneite Landschaft zwang zum Blick auf den Boden und zu äußerster Konzentration. Dank beeindruckender Teamarbeit wurden Höhenmeter um Höhenmeter bezwungen. Beim Abzweig zum Dreitausender bildete ein Teil der Gruppe aus den Rucksäcken einen Gemeinschaftshaufen und machte sich um viele Kilo leichter auf, den Fundusfeiler zu bezwingen. Trotz schlechter Sicht war das Gefühl, den Gipfel erreicht zu haben, großartig. Schnell schossen sie ein Gruppenfoto, trugen sich ins Gipfelbuch ein und stiegen gleich wieder ab.
Wegen der eisigen Temperaturen fielen die wenigen Pausen auf dem weiteren Weg knapp aus. Nach vielem Auf und Ab wurde die letzte Scharte erreicht, von der die Bergbezwinger den imposanten Wettersee und an dessen anderen Ende die Erlanger Hütte erblickten. Die Aussicht auf einen leckeren Kuchen oder eine stärkende Suppe spornte sie an, sodass alle planmäßig die ersehnte Hütte erreichten. Dass trotz der äußeren Umstände auf der Tour alles so glatt verlief, empfanden die Teilnehmer als grandiose Hilfe Gottes.
Der Hüttenwirt und seine Frau freuten sich nach einer wetterbedingt schlechten Saison über das volle Haus und verwöhnten ihre einzigen Besucher an diesem Tag mit besonderer Herzlichkeit. Auch diesen langen Abend verbrachten die Ausflügler singend und spielend in fröhlicher Runde. Nach einer ruhigen Nacht genossen alle ein sehr entspanntes Frühstück und machten sich gut gelaunt an den Abstieg. Als sie fast unten waren, spickte sogar noch die Sonne durch die Wolken. Ein letzter Blick zurück offenbarte, wie spitz die Hütte auf dem steilen Felssporn sitzt, was oben nicht zu erkennen war.
Der Muskelkater, wohl ausgelöst durch die rund 4.500 überwundenen Höhenmeter, vergeht – die schönen Erinnerungen bleiben. Nächstes Jahr auf jeden Fall wieder, versprachen sich die glücklichen Wanderer bei der Heimfahrt, schließlich muss die Tradition ja weiterleben.