Es war eine schwer zu beschreibende Mischung der Gefühle, mit der sich die Gottesdienstteilnehmer an diesem Mittwoch in der Kirche Stuttgart-Neugereut versammelten.
Wehmut war zu spüren über den Abschied aus der vertrauten Kirche, aber auch Vorfreude auf die neue Kirche in Stuttgart-Bad Cannstatt. Gefühlvolle Klänge eines aus Violine, Querflöte und E-Piano bestehenden Instrumentalensembles, der Orgel sowie der Gesangsvortrag des gemischten Chores stimmten die Anwesenden auf den letzten Gottesdienst in dieser Kirche ein, den Bischof Bernd Bornhäusser durchführte.
Neben den Mitgliedern der im Herbst letzten Jahres aus Bad Cannstatt und Neugereut zusammengeführten neuen Gemeinde Stuttgart-Bad Cannstatt waren auch viele Ehemalige und weitere Besucher gekommen, die sich mit Neugereut verbunden fühlten. Als Predigtgrundlage verwendete der Bischof Hebräer 13, 8: »Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit.« Dazu passend präsentierte sich der von den Buchstaben A und O flankierte Altarschmuck.
In seiner Predigt ging der Bischof zunächst mit viel Einfühlungsvermögen auf die Gefühlslage der Versammelten ein. Für einige sei diese Kirche von Kind auf die geistige Heimat gewesen. Ob Taufe, Konfirmation oder Trausegen - so manches Erleben verbinde den einen oder anderen mit diesem Gebäude, so der Bischof. Er riet den Zuhörern, diese Gefühle zuzulassen, dabei aber stets den Dank Gott gegenüber im Herzen zu bewegen.
Auch das dem Gottesdienst zugrunde liegende Bibelwort passe gut zu diesem Tag, führte der Bischof im Weiteren aus. Die Überschrift des 13. Kapitels des Hebräerbriefs trage die Überschrift: »Letzte Ermahnungen«. In der Rückschau, bei der Betrachtung der Gegenwart und beim Blick in die Zukunft Jesus zu erkennen, bringe Dankbarkeit, Segen und die bleibende Gemeinschaft mit dem Herrn. Schließlich riet der Bischof den Anwesenden im Hinblick auf das Glaubensleben im Allgemeinen sowie das am darauffolgenden Sonntag geweihte neuen Kirchengebäude in Bad Cannstatt im Besonderen: »Macht euch auf in die Zukunft!«
Der Bischof bat den Hirten Holger Brehm, der bis zur Zusammenlegung 24 Jahre lang Gemeindevorsteher von Neugereut war, und anschließend den Bezirksältesten Jörg Friedrich um weitere Wortbeiträge. Die musikalischen Übergänge gestaltete zunächst ein vom E-Piano begleiteter Frauenchor und dann eine Flötengruppe mit ansprechenden Vorträgen.
Vor der Entwidmung, die der Bischof im Schlussgebet vornahm, verlas Hirte Brehm noch eine Kurzchronik von Neugereut und teilte mit, dass das Kirchengebäude eventuell im Rahmen eines sozialen Projekts zwischengenutzt werde.
Das letzte Chorlied, das in Neugereut erklang, war der Choral: »Ich bin ein Gast auf Erden«, das der gemischte Chor bereits in seiner ersten Chorprobe in der neuen Kirche geübt hatte.
Text: DB
Bilder: SL