(05.07.2014) An diesem sommerlichen Samstagnachmittag hatte die Jugend der Gemeinde Stuttgart-Mühlhausen die Kirchenmitglieder zu einer besonderen Stunde eingeladen: Einstimmung und Vorbereitung auf den am nächsten Tag stattfindenden Gottesdienst zum Gedenken der Verstorbenen.
Schon etliche Wochen vorher hatte die Jugend mit einem Brief um Erinnerungsstücke wie Bilder, Briefe und Gegenstände aus den Jahren des Ersten und Zweiten Weltkrieges gebeten. Unerwartet viele Unterlagen, Persönliches aus den Familienschätzen, Literatur usw. aus der damaligen Zeit wurden abgegeben. Besonderen Raum nahm der Erste Weltkrieg ein, dessen Beginn sich in diesem Jahr zum 100. Mal jährt. Die Inhalte der Postkarten und Briefe von der Front und aus der Gefangenschaft zeugen von den Schrecken und persönlichen Schicksalen der Kriegszeit. Erinnerungen werden wach beim Anblick der Bilder und der alltäglichen Gebrauchsgegenstände dieser Epoche. Eine Schautafel weist auf die aktuellen und fast vergessenen Konfliktherde unserer Zeit hin. Das Leid und der Missbrauch der vielen Kindersoldaten in den Kriegen stimmen die Betrachter traurig und nachdenklich.
Die Jugend begann die Feierstunde mit Zitaten aus dem Brief eines Soldaten des Ersten Weltkriegs. Dann trug der Jugendchor, begleitet von Clavicord und Gitarre, das von Cat Stevens im Jahre 1971 vertonte lyrische Lied »Morning Has Broken« vor. Der Text stammt von Eleanor Farjeon, die ihn 1931 geschrieben hat. Die ersten Zeilen lauten auf deutsch:
»Der Morgen ist angebrochen, wie der erste Morgen
Die Amsel hat gesprochen, wie der erste Vogel
Gelobt sei ihr Gesang, gelobt sei der Morgen
Gelobt seien sie, wie sie frisch und munter springen.«
Jugendliche lasen danach abwechselnd Abschnitte aus einem weiteren Brief eines Ersten-Weltkriegs-Soldaten vor. Es schloss sich eine Präsentation von Landschaftsaufnahmen an, auf denen heute noch Narben der damaligen Kriegslinie sichtbar sind. Untermalt wurden die Bilder von Hintergrundmusik, dazu wurden Daten vorgelesen.
»Zeit ist ein Geschenk« mahnte die Jugend in ihrem anschließend vorgetragenen Lied. Eine Jugendliche trug ein Gedicht in sehr einfühlsamer Weise vor. Es folgten noch weitere Bildvorträge über das Schicksal der vielen Kindersoldaten der Gegenwart und eine erschreckend lange Übersicht der Kriege in den letzten hundert Jahren. Nach dem gemeinsam gesungenen Lied: »Gehe nicht vorbei, o Heiland« beendete der Vorsteher die Veranstaltung mit einem Gebet. Danach lud die Jugend die zahlreich Versammelten ein, die am Eingang aufgestellten Kerzen in einer Wasserschale anzuzünden, um damit der vielen Kriegstoten und Verstorbenen zu gedenken.
Ein herzliches Dankeschön an die Jugend, die in berührender und einfühlsamer Weise die Gemeinde auf den Sonntag eingestimmt hat.