Mit „Cabernet Sauvignon“ begann die Orgel-Matinee am ersten Maisonntag – freilich nicht aus dem Glas, sondern aus der „California Wine Suite“ von Hans Uwe Hielscher, einem zeitgenössischen Komponisten, pfiffig und heiter gespielt von Andreas Ostheimer.
Zahlreiche Interessenten aus vielen Gemeinden waren gekommen, um die neue Orgel aus der Werkstatt Freiburger Orgelbau kennenzulernen.
In seiner Eigenschaft als Orgelsachverständiger erläuterte Ostheimer zunächst die Überlegungen, die zur Konzeption des Instrumentes geführt hatten und erklärte die verschiedenen Registergruppen. Der in der Neuapostolischen Kirche als Komponist und Organist weithin bekannte Klaus Michael Fruth improvisierte dazu jeweils charakteristische Klangbeispiele. Danach ließ Fruth mit dem „Air“ aus der Orchestersuite Nr. 3 D-Dur von Johann Sebastian Bach lyrische Seiten der Orgel aufscheinen. Mit der sich anschließenden sechsten Orgelsonate von Felix Mendelssohn Bartholdy war das Instrument dann in seinem Element: satte, runde Klänge in allen Schattierungen und dynamischen Abstufungen vom ersten Satz, dem prinzipalisch-breiten Choral „Vater unser im Himmelreich“ bis zum ruhigen Verklingen des finalen Andante mit der Vox coelestis. Schließlich setzte sich Ostheimer wieder an das Instrument und ließ mit einem zweiten Stück aus der California Wine Suite, „Late Harvest“ , eher ungewohnte Klänge der Flöten und Streicher zur Geltung kommen.
Den mitreißenden Abschluss der Matinee bildete die von den Zungenstimmen geprägte Toccata G-Dur aus den „Douze Pi è ces pour Orgue“ von Théodore Dubois. Hier schien die Orgel über sich hinauszuwachsen. Mit etwas Fantasie konnte man sich in eine französische Kathedrale versetzt fühlen, für deren klanggewaltige Orgeln diese Werke geschrieben wurden. Einmal mehr bewies die Orgel mit ihrem vollen, im Raum präsenten und doch selbst im Tutti nicht erschlagenden Klang das hohe Können ihrer Erbauer und des Intonateurs.
Zum Schluss gab es – neben dem Applaus der Zuhörer – dann doch noch Wein: die beiden Organisten erhielten zum Dank je eine Flasche „Cannstatter Zuckerle Trollinger".
Text: TK
Bilder: SL