(04.07.2015) Am Samstag vor dem zweiten Gottesdienst dieses Jahres, an dem insbesondere der Verstorbenen gedacht wurde, trafen sich einige Gemeindemitglieder von Stuttgart-Mühlhausen am frühen Nachmittag in der Kirche, um gemeinsam nach Renningen zu fahren.
Auf dem Renninger Friedhofsparkplatz erwartete sie eine Glaubensschwester, die als Trauerbegleiterin in einem Hospiz tätig ist.
Nach einer herzlichen Begrüßung führte sie die Teilnehmer zum Trauerweg innerhalb des Friedhofgeländes, den die Projektgruppe »Friedhof« angelegt und gestaltet hatte, um Trauernden Trost anzubieten und alle Interessierten zu Gedanken über den Tod anzuregen. In Form eines Weges gibt es dort acht Stationen der Trauer. Sie laden zum Verweilen, Nachdenken und Meditieren ein. »Es soll ein Ort sein, der dazu beitragen kann, den Tod vom Rande der Gesellschaft in die Mitte zu holen«, so die Gedanken aus der Broschüre " Trauerweg in Renningen “.
Der Weg führt zunächst durch das symbolische Lebenshaus. Stabil und fest gebaut, bis der Tod in das Leben tritt. Plötzlich wird der Weg schwarz, uneben und holprig. Alles bricht zusammen – der Scherbenhaufen im Innenhof ist das Sinnbild hierfür. Der weitere Weg schlängelt sich durch drei schwarze Säulen mit verwirrenden Wegweisern wie: »Glaube, Hoffnung, Panik, Leere, Angst, ... « Sie fragen: »Wo geht es hin?« Es folgt die Wut-Klagemauer. Mit einem Gummihammer kann man auf einen Baumstamm schlagen, um Wut und Anklagen auszudrücken. Dann geht es zur inneren Stille, einem Ort der Geborgenheit: raue Holzbretter bilden eine Wand, die jedoch den Blick nach draußen ermöglichen. Gerne nutzten die Besucher bei den sommerlichen Temperaturen die schattigen Sitzgelegenheiten dieser Station und stellten fest, dass sich dadurch ihr Sichtfeld und Blickwinkel veränderte. Ein dort gepflanzter ausdrucksvoller Ahornbaum zieht die Blicke auf sich und vermittelt Ruhe. Vor dieser Station ist eine Tafel mit Zeilen von Irmgard Erath angebracht:
»Ein Herz voller Trauer sucht die Stille.
Stille ist schützend...
weil sie das Unwesentliche fernhält
und nur das Wesentliche zu Wort kommen lässt
und den vielen Fragen Zeit.
Stille ist tröstend...
weil sie eine Zuflucht für die Hoffnung ist
und den Erinnerungen ein Zuhause gibt.
Stille ist kostbar...
weil sie uns das wiederfinden lässt,
was wir verloren glaubten:
Vertrauen in das Leben.«
Auf steinigem Weg, geführt an einem stabilen Geländer, bilden die Namen Vater und Sohn einen festen Hintergrund. Der Glaube an den dreieinigen Gott wird zu einem Geschenk. Die starken Taue des Geländers, den Heiligen Geist darstellend, führen weiter und geben sicheren Halt. In der nächsten Station steht eine große hölzerne Schatztruhe mit Erinnerungsstücken wie zum Beispiel Briefe oder Bilder. Kurz vor dem Ende des Trauerweges leuchtet eine Schale. Verschiedene Wege bieten sich an. Inmitten der Blumenschale ruht ein Engel, ein Bild der Begleitung, Geborgenheit und des Schutzes.
Im nahen, klimatisierten Mühlencafé ließen die Besucher das Gehörte und Gesehene noch einmal auf sich wirken. Ein reger Gedankenaustausch stimmte auf den bevorstehenden Sonntagsgottesdienst ein.